30-jähriges Jubiläum des Therapiezentrums Osnabrück

Jubiläumsfeier

Artikel aus der NOZ (Neue Osnabrücker Zeitung)
Autor: Thomas Wübker, 11. November 2011

Mehr Akzeptanz für die einstigen "Störenfriede" –
30 Jahre Autismus-Therapiezentrum Osnabrück

Osnabrück. Am 1. Dezember 1981 wurde das Autismus-Therapiezentrum Osnabrück gegründet. Maria Kaminski, Vorsitzende des Bundesverbandes Autismus Deutschland, gehörte zu den sieben Gründungseltern und schaute bei der Feierstunde zum 30. Geburtstag am Freitag im Kreishaus in viele strahlende Gesichter der etwa 100 Gäste.


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Feierten im Autismus-Therapiezentrum (von links):
Susanne Breiwe, Wolfgang Rickert-Bolg, Maria Kaminski, Margret Trentmann, Gerd Patjens und Heiner Böckmann.
Foto: Seiler


Der Leiter des Therapiezentrums, Wolfgang Rickert-Bolg, blickte in seiner Ansprache auf drei Jahrzehnte zurück. 1981 bezog das Autismus-Therapiezentrum die ersten Räume an der Buerschen Straße im Osnabrücker Stadtteil Schinkel. Damals arbeiteten dort zwei Therapeutinnen, so Rickert-Bolg. "Zu dieser Zeit waren Kinder mit Autismus rätselhafte Kinder", sagte er.

"Früher wurden diese Kinder oft als auffällig oder Störenfriede bezeichnet", sagte die stellvertretende Landrätin Susanne Breiwe, die nach ihrer Ernennung am Montag beim Jubiläum des Autismus-Therapiezentrums ihre erste öffentliche Rede in neuer Funktion hielt. Heute sei bekannt, dass Autisten unter Störungen litten, die sie nicht beeinflussen könnten, so Breiwe. Sie äußerte den Wunsch, Menschen mit Behinderung besser in die Gesellschaft zu integrieren, und unterstützte das Vorhaben mit einer Geldspende an das Autismus-Therapiezentrum.

Seit 20 Jahren ist das Therapiezentrum am Goethering in Osnabrück ansässig. Heute arbeiten dort elf therapeutische Fachkräfte. Wolfgang Rickert-Bolg betonte, dass auch die Eltern in die pädagogische und therapeutische Arbeit eingebunden seien. Im Mittelpunkt stehe das Verstehen autistischer Verhaltensweisen. Den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Therapiezentrum werde auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbilds, eines ganzheitlichen Ansatzes und mit verschiedenen therapeutischen Methoden aus der Tiefenpsychologie oder der Verhaltenstherapie begegnet.

Dass der Weg von den "Störenfrieden" bis zu einer Akzeptanz des Symptoms Autismus in der Gesellschaft lang war, weiß Maria Kaminski aus eigener Erfahrung. Dieser Weg sei schwierig, er lohne sich aber: "Mein Sohn hat sich von einem nicht sprechenden und sich selbst verletzenden Kind zu einem selbstbewussten jungen Mann entwickelt."" Wolfgang Rickert-Bolg sagte, heutzutage würden in den Einrichtungen zu 70 Prozent Menschen mit dem Asperger-Syndrom behandelt, das als leichte Form des Autismus gelte. Viele von ihnen hätten keinen Job, obwohl sie gut ausgebildet seien. Maria Kaminski fand mahnende Worte: "Ein gut therapiertes Kind erspart dem Staat Folgekosten."

Dr. Gerd Patjens vom Kinderhospital Osnabrück und Heiner Böckmann von der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück lobten die gute Zusammenarbeit zwischen den Institutionen. Dr. Eckhard Schiffer, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, hielt zudem einen Fachvortrag über die "salutogenetische Betrachtungsweise des Autismus". Den meisten Applaus erhielt jedoch der Chor der Osnabrücker Montessori-Schule, der die Gäste mit zwei Liedern unterhielt.

Bildergalerie – Impressionen

Video

Hier können Sie sich einen TV-Beitrag über unsere Jubiläumsfeier ansehen.

Er wurde im regionalen Fernsehsender os1.tv ausgestrahlt.
Thema: 30 Jahre Autismus-Therapiezentrum Osnabrück am 11. November 2011.

 


Jubiläumsfahrt – Verbindungen schaffen

Unter dem Motto "Verbindungen schaffen" veranstaltete der Verein "Autismus-Osnabrück" zum 30-jährigen Jubiläum des Autismus-Therapiezentrums für seine Mitglieder, die Klienten des Zentrums und deren Familien und Freunde am Samstag den 21.05.2011 eine Fahrt mit einem historischen Sonderzug der "Eisenbahnfreunde Osnabrück" von Osnabrück nach Bersenbrück und zurück.

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Dort gab es Gelegenheit, das Autismus-Therapiezentrum der heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück zu besichtigen, das ebenfalls vor 30 Jahren eröffnet wurde. Seit vielen Jahren stehen beide Einrichtungen für die hochqualifizierte und spezialisierte therapeutische Versorgung von Menschen mit Autismus in Stadt und Landkreis Osnabrück und pflegen eine intensive Zusammenarbeit.

Die Jubiläumsfahrt wurde ein voller Erfolg. Etwa 80 Personen, darunter viele Kinder, genossen bei schönstem Sonnenwetter die beschauliche Fahrt in den historischen Waggons. Betroffene und andere Kinder machten gemeinsam beim Kinderquiz mit und halfen sich gegenseitig mit ihren unterschiedlichen Stärken, Aufgaben wie: "Wie viele Männer sind im Zug?" oder "Welches Tier hängt im Osnabrücker Bahnhof unter der Decke?" zu lösen – so kann Inklusion aussehen!

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TV-Beitrag über unser Therapiezentrum

Er wurde im regionalen Fernsehsender os1.tv ausgestrahlt.
Anlass war der Welt-Autismus-Tag am 2. April 2010.